Bet Tahara (Haus der Reinigung) in Allenstein/Olsztyn, Erstlingswerk von Erich Mendelsohn (1887-1953) © Stiftung/Kulturgemeinschaft Borussia

Ermland und Masuren neu denken – die Stiftung/Kulturgemeinschaft Borussia

7.7.2022 – 18:30

Vortrag von Kornelia Kurowska, Allenstein/Olsztyn

Eintritt: 4,00 €

Ermland und Masuren umfassen den südlichen Teil des ehemaligen Ostpreußens, eines Landstrichs zwischen Weichsel und Memel mit einer bewegten Geschichte. In Ostpreußen entstand der mächtige Deutschordensstaat, 1525 das Herzogtum und 1701 das Königreich Preußen. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war es bis 1945 die östlichste Provinz in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen die Deutschen oder wurden vertrieben und Ostpreußen zwischen Polen und der Sowjetunion (ab 1991 Russland und Litauen) aufgeteilt. Die Volksrepublik Polen betrachtete den ihr zugesprochenen südlichen Teil als die „wiedergewonnenen Gebiete“, auf die sie „historische Ansprüche“ habe. Erst die politische Wende 1989 führte zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Man fing an, die Regionalgeschichte neu und unvoreingenommen zu erforschen. Es entstanden vielfältige zivilgesellschaftliche Initiativen, zu denen auch die Stiftung und Kulturgemeinschaft Borussia in Allenstein/Olsztyn gehört. Innerhalb von über 30 Jahren ihrer aktiven Tätigkeit in der Region Ermland/Masuren ist aus einem kleinen Verein eine Institution geworden, die auf viele erfolgreiche grenzüberschreitende Initiativen mit Ost und West zurückblicken kann. Durch die Umsetzung ihrer Ideen des Atlantis des Nordens und kulturellen Nachfolge hat Borussia einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines historischen Bewusstseins und einer gemeinsamen Erinnerung in der Grenzregion und Vermittlung europäischer demokratischer Werte geleistet. Die von Borussia gerettete und restaurierte ehemalige jüdische Bet Tahara, Erich Mendelsohns erstes Bauwerk, die heute als Mendelsohn Haus als Ort des Lernens und Begegnung bekannt ist, steht als Symbol für die Kraft bürgerschaftlichen Engagements und kultureller Kontinuität. 2021 wurde die Allensteiner Kulturgemeinschaft „Borussia“ mit dem Dehio-Kulturpreis ausgezeichnet.

Kornelia Kurowska, geb. in Guttstadt (heute Dobre Miasto), aufgewachsen in Allenstein (Olsztyn). Ihre Großeltern und Eltern beiderseits kamen nach dem Krieg aus den polnischen Ostgebieten nach Ermland/Masuren. Nach dem Abitur am geisteswissenschaftlichen Lyzeum in Allenstein studierte sie Germanistik und Pädagogik an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn/Toruń. Noch als Studentin lernte sie die Kulturgemeinschaft Borussia kennen – seit 1993 ist sie im Verein aktiv – zuerst als Freiwillige, Projektassistentin und -Koordinatorin. Ab 2006 Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Borussia“, seit Juni 2012 Vorstandsvorsitzende der Kulturgemeinschaft „Borussia“ e.V. Gemeinsam mit ihren Vorstandskolleginnen hat sie die Renovierung des Mendelsohn Hauses mitgeleitet und gestaltet nun dessen Programmarbeit. Dort leitet sie die Arbeitsbereiche Internationale Kultur- und Bildungsprojekte für Erwachsene und Jugendliche sowie den Internationalen Freiwilligendienst.

Anmeldung erforderlich unter Tel. 04131-759950 oder