Ein Themenabend anlässlich des 20. Todestages mit Tatjana Gräfin Dönhoff,
Gunter Hofmann und Adam Krzemiński
Moderation Dr. Uwe Naumann
Im Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Straße 60, Hamburg
Eintritt frei!
Im Januar 1945 schwingt sich eine junge Frau aufs Pferd und reitet auf der Flucht vor der Roten Armee von Ostpreußen in den Westen. Ohne Hitlers Krieg hätte Marion Dönhoff ihr Leben vermutlich als Gutsherrin auf einem der Dönhoff’schen Anwesen verbracht, so wurde sie „die Gräfin“ und eine Schlüsselfigur der Bundesrepublik. Über fünfzig Jahre prägte sie Deutschlands größte Wochenzeitung „Die Zeit“ – als Journalistin, Chefredakteurin und Herausgeberin. Nach dem Krieg, trotz des schmerzlichen Verlustes der Heimat, setzte sie sich für eine Versöhnung mit Polen und Russland ein.
In unserer Veranstaltung anlässlich ihres 20. Todestages möchten wir an den Lebensweg dieser Ausnahmefrau erinnern. Über „das erste Leben“ der Marion Dönhoff, beginnend am 2. Dezember 1909 auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen spricht der renommierte polnische Journalist Adam Krzeminski: vom Aufwachsen im Schloss, dem Studium in Frankfurt und Basel und dem Attentat vom 20. Juli 1944. Er beleuchtet auch ihre große Rolle, die sie trotz innerer Zerrissenheit im Ost-West Aussöhnungsprozess der Ära Willy Brandt gespielt hat. An ihr "zweites Leben" nach dem Krieg als einflussreiche Journalistin und Bestsellerautorin in Hamburg erinnert Gunter Hofmann, der viele Jahre ihr Redaktionskollege bei der „Zeit“ war: Wie vollzog sich der Wandel der adligen Gutsherrin zur Journalistin, welche Themen haben sie bewegt, warum wurde sie als publizistisch-moralische Instanz angesehen, wer gehörte zu ihrem engen Freundeskreis?
Die große Zäsur zwischen diesen zwei Lebensabschnitten bildet die Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945. Von dem 1600 kilometerlangem Ritt nach Westen berichtet Tatjana Gräfin Dönhoff, die 2004 Marions Fluchtroute nachgefahren ist. Sie erzählt auch, wie die Familie von Dönhoff mit dem Verlust der Heimat umgangen ist und welche Beziehungen sie zu dem ehemaligen Ostpreußen und seinen Bewohnern pflegt.
Tatjana Gräfin Dönhoff studierte Politologie, Journalistik und Geschichte in Hamburg und arbeitet seit den achtziger Jahren als Journalistin und Autorin im deutsch- und englischsprachigen Raum, unter anderem für die Magazine „Stern“, „Max“, „Marie Claire“, „Philadelphia Inquirer“ und "The European". 2004 erschien „Weit ist der Weg nach Westen. Auf der Fluchtroute von Marion Gräfin Dönhoff“. Ihre Bücher zum Film „Die Flucht“ (2007), „Die Gustloff“ (2008) und "Die letzte Fahrt des Hindenburg" (2009) waren sehr erfolgreich.
Gunter Hofmann war bis 2008 Chefkorrespondent der ZEIT. 2003 erhielt er für sein Buch „Abschiede, Anfänge – Die Bundesrepublik. Eine Anatomie“ den Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung für das beste politische Buch des Jahres. Sein Buch „Helmut Schmidt. Soldat, Kanzler, Ikone“ (2015) war wochenlang auf den Bestsellerlisten. 2019 erschien „Marion Dönhoff. Die Gräfin, ihre Freunde und das andere Deutschland“.
Adam Krzemiński ist ein polnischer Journalist und Publizist. Seit 1973 ist er Redakteur des politischen Wochenmagazins „Polityka“. Er berichtet über Themen der deutschen Geschichte und Gesellschaft und gilt in Polen als einer der herausragenden Kenner Deutschlands und der deutsch-polnischen Beziehungen. Krzemiński war u.a. Gastredakteur der „Zeit“ und aus dieser Zeit stammen seine Erinnerungen an Marion Dönhoff.
Veranstalter: Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg e.V., Mahnmal St. Nikolai, Kulturreferat am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg
Die Veranstalter bedanken sich bei der ZEIT-Stiftung für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung.