Vortrag und Gespräch mit Burchard Dabinnus, Henri Rösch und Dr. Christian Rohrer
Eintritt: 4,00 €
In der Vorkriegszeit gab es in Bartenstein (heute Bartoszyce in Polen) einen großen, modernen Mühlenbetrieb, der der jüdischen Familie Meyer gehörte. Nach 1933 begann in Ostpreußen - wie in ganz Deutschland - der Prozess der so genannten "Arisierung", bei dem jüdischer Besitz zwangsweise an neue, arische Eigentümer übertragen wurde. So gelangte die Meyer-Mühle in die Hände der deutschen Familie Dabinnus. Einem Teil der Familie Meyer gelang es, noch vor Kriegsausbruch aus Deutschland zu emigrieren, andere wurden Opfer des Holocausts. Nach 1945 verließ Familie Dabinnus Ostpreußen. Familienmitglieder ließen sich dauerhaft in Schleswig-Holstein und Bayern nieder. Die Vergangenheit wollten alle vergessen.
80 Jahre später versucht Burchard Dabinnus, Schauspieler und Regisseur aus München, dessen Großeltern die Mühle der jüdischen Nachbarn übernommen hatten, die „Mühlengeschichte“ aufzuklären. Gemeinsam mit den Meyer-Nachfahren analysiert er historische Fakten, recherchiert und wertet überlieferte Dokumente aus, sucht nach Berichten von Verwandten und Zeitzeugen. War die Übernahme lediglich ein getarnter Versuch, den Besitz der befreundeten jüdischen Familie zu "verstecken", oder handelte es sich um eine Enteignung zu einem Schleuderpreis? Über diese lange Zeit verschwiegenen „Familienangelegenheiten“ spricht er mit Dr. Christian Rohrer, dem Autor des vielbeachteten Buchs „NS-Macht in Ostpreußen“ und Henri Rösch, Familienmitglied der jüngeren Generation.
Die Veranstaltung möchte nicht nur die "Mühlengeschichte" erzählen, sondern auch die Zuschauer dazu ermutigen, ihre eigenen Familiennarrative kritisch zu hinterfragen.
Anmeldung erforderlich unter Tel. 04131 759950 oder